„Hochbegabte werden in ihrer Entwicklung gehemmt“

15. Oktober 2007

Jutta Billhardt über superintelligente Kinder und die Unfähigkeit des deutschen Bildungssystems, sie zu fördern

Als Mutter zweier hochbegabter Söhne durchlitt Jutta Billhardt all die Schwierigkeiten, die Eltern mit ihren superintelligenten Kindern in Deutschland haben. Seitdem tritt sie für eine Bildungssystem ein, das Vorstandsvorsitzenden des Berliner Vereins „Hochbegabtenförderung“ sprach Sabine Rakitin.

Märkische Oderzeitung: Frau Billhardt, brauchen wir Eliten?
Jutta Billhardt: Ich weiß, dass der Begriff Elite verpönt ist, weil er von den Nazis missbraucht wurde. Und jahrzehntelang wollten wir in Deutschland deshalb auch keine Eliten haben. Doch ob wir das wollen oder nicht: Zwei Prozent der Menschen sind natürliche Eliten. Sie haben eine sehr hohes geistiges Potenzial geschenkt bekommen. Und auf das sollte eine Gesellschaft nicht verzichten, wenn sie in der globalisierten Welt bestehen will. Vielmehr müsste sie es nach allen Kräften fördern. Doch damit ist es in der Bundesrepublik leider nicht weit her.

Warum nicht?
Weil unser Bildungssystem nicht dazu angetan ist, die Kinder entsprechend ihrer Fähigkeiten zu fördern, sondern alle gleichmacht.

Sie sind also gegen Gemeinschaftsschulen?
Ich bin nicht gegen Gemeinschaftsschulen, sonderm dagegen, dass die Kinder in Deutschland in Schulklassen gepresst werden, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, welche geistigen Anlagen sie mitbringen. In Finnland gibt es auch Gemeinschschaftsschulen, aber dort werden die Kinder bereits vor der Einschulung getestet und entsprechend ihren kognitiven Fähigkeiten in unterschiedlichen Gruppen zusammengefasst. Auf diese Weise gelingt es den Finnen, den Bildungsweg für alle nach oben offenzuhalten.
Bei uns hingegen ist genau das Gegenteil der Fall. Welche Lehrerin kann in einer Klasse mit 30 Mädchen und Jungen jedes Kind schon so fördern, wie es eigentlich gefördert werden müsste? Für Hochbegabte bedeuten diese Zustände in der Regel eine permanemte geistige Unterforderung. Mit der Folge, dass sie in ihrer Entwicklung regelrecht gehemmt werden. Viele verlieren die Lust am Lernen und an der Schule. fühlen sich unverstanden und sind oft Außenseiter. Wir schätzen, dass von 80 000 Jugendlichen, die jedes Jahr die Schule ohne Abschluss verlassen, etwa zwölf Prozent hochbegabt sind.

Wann gilt jemand eigentlich als hochbegabt?
Wenn er einen Intelligenzquotienten von mindestens 130 hat. Da trifft, wie schon gesagt, auf etwa zwei Prozent der Weltbevölkerung zu. Weiter 13 Prozent der Menschen haben einen IQ zwischen 115 und 130. Das Gros der Bevölkerung, nämlich rund 68 Prozent, liegt bei einem IQ von 85 bis 115.

Und was sagt der IQ aus?
Über welche Denkgeschwindigkeit und Denkmöglichkeiten jemand verfügt. Mit einem IQ von 130 und darüber hat er auf geistigen Gebiet in allen Bereichen eine hohe, von der Norm abweichende. Denkfähigkeit und Denkgeschwindigkeit. Er besitzt einen extrem gutes Gedächtnis, eine hohe Konzentrationsfähigkeit, ist unermüdlich, ausdauernd und kreativ – wenn es um Aufgabenstellungen geht, die ihnen interessieren.

Wie kann es dann dazu kommen, wie verschiedene Medien in den vergangenen Wochen berichteten, dass bei hochbegabten Kinder das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom diagnostiziert wurde?
Weil sie von Eltern, Lehrern und Ärzten nicht als hochbegabt erkannt werden. Viele dieser Kinder zeigen durch die jahrelange Unterforderung in Elternhaus, Kita und Schule massive Verhaltensauffälligkeiten. Während Jungen oft zappelig sind oder den Klassenkasper spielen und den Unterricht stören, versuchen Mädchen sich anzupassen – und leiden an psychosomatischen Störungen.

Woran können Eltern erkennen, dass ihr Kind überdurchschnittlich intelligent ist?
Es gibt eine Reihe von Verhaltensmerkmalen. So verfügen diese Kinder über ein hohes abstrakt-logisches Denkvermögen. Sie stellen unentwegt Fragen, reagieren sehr schnell. Oftmals haben sie eine sehr differenzierte Sprache – unter Erwachsenen nennt mann sie deshalb oft „altklug“. Wenn sie nicht gefordert werden, kann das alles aber auch umschlagen: Sie klagen permanent über Langeweile, schreiben schlechte Noten, wollen nicht mehr in die Schule gehen. Kurzum: Die sicherste Methode festzustellen, ob ein Kind hochbegabt ist oder nicht, ist ein standadisierter Intelligenztest.

Und den kann man in ihrem Verein machen lassen?
Nein, den führen Diplompsycholgen und Diplompsychiater durch. Allerdings übernehmen die meisten Krankenkassen die Kosten dafür nicht. Seit ein paar Jahren stellen sich jedoch zunehmend auch die schulpsychologischen Dienste ihrer Verantwortung. Sie testen die Kinder nicht nur – wei lange Zeit üblich – bei Verdacht auf Schwachbegabung, sondern auch bei Verdacht auf Hochbegabung.

Angenommen, die Hochbegabung des Kindes hat sich herausgestellt: Wie geht es dann weiter?
Für Eltern wird es keineswegs leichter. Es ist nämlich nach wie vor so, dass in unserem Bildungssystem Intelligenz mit Schulwissen gleichgesetzt wird. Ein hochbegabtes Kind muss aber nicht zwangsläufig sehr gute Noten haben. Im Gegenteil: Nur 15 Prozent der Einser-Schüler sind hochbegabt. Entsprechend problematisch ist es auch für betroffene Eltern, die Schule davon zu überzeugen, das Kind beispielsweise eine oder zwei Klassen überspringen zu lassen. Da braucht es Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen. Darüber hinaus empfehlen wir den Eltern auch die Superschnellläuferklassen an Gymnasien- in der Hoffnung, dass die Kinder dort entsprechend geistig gefördert werden. Und nicht zuletzt bieten wir unsere Kurse an – vor allem in der Naturwissenschaften und Gedächtnistraining. Hochbegabte brauchen einfach einen Platz, an de, sie angstfrei denken können.

Zur Person:
Jutta Billhardt (62) stammt aus Bayern ,lebte mehr als 20 Jahre in Hamburg und zog Ende der 80er Jahre nach Braunschweig, um ihren hochbegabten Söhnen den Besuch der damals einzigen Schule für hochbegabte Kinder in der Bundesrepublik zu ermöglichen. Sie engagierte sich ehrenamtlich in der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind und war anfang der 90er Jahre Projektleiterin für Hochbegabtenförderung in einem Unternehmen für Nachhilfeunterricht. 1994 gründete sie den Verein Hochbegabtenförderung (www.hbf-Ev.de), der mittlerweile in 30 Städten Kurse für überdurchschnittlich intelligente Kinder anbietet.

Die Geschichte des Gedächtnis

4. Oktober 2006

Vor 2500 Jahren waren es die alten Griechen die wohl die ersten waren die sich mit dem Gedächtnis befasst haben. Sie hatten sogar eine Göttin Mnemosyne auf die sich die Mnemotechnik – Gedächtnistechniken beziehen. Sie war der Mythologie zufolge die die alles aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wußte.

Der „Vater“ des Gedächtnistraining war Simonides von Ceos, ein griechischer Lyriker, der zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert v. Chr. lebte. Nachdem er eine Rede bei einem Bankett gehalten hatte, wurde Simonides nach draußen gerufen, da zwei Männer auf ihn warteten. Als Simondides das Haus verlassen hatte, stürzte das Gebäude in sich zusammen und begrub alle Anwesenden. Bei den beiden Männern soll es sich um die Zwillingsgötter Castor und Pollux gehandelt haben, die Simonides retteten, weil er sie in seiner Rede gepriesen hatte. Die Leichen unter den Trümmern waren bis zur Unkenntlichkeit entstellt, doch weil er sich genau erinnerte, wer wo gesessen hatte, konnte Simonides den Familien bei der Indentifzierung helfen. Simonides hat das erste Prinzip des Gedächtnisses demonstriert: das Prinzip des Verortens.

Die Intellektuellen Römer im Altertum, Cicero, Quintilian oder Seneca verwendeten die spezielle Loci-Methode um ihre epochalen Reden zu halten. Dabei schritten sie im Geiste einen Weg ab und kamen an markanten Punkten vorbei. Dort hatten sie vorher ihre Stichwörter verortet (Loci = Ort) und konnten so über Stunden frei Ihre Reden vortragen.

Die Methoden von damals sind im wesentlichen die gleichen. Wir merken uns Informationen am ehesten bildlich. Seit in den spähten sechziger Jahren der kalifornische Professor Roger Sperry, der später den Nobelpreis für seine Erkenntnisse erhielt, seine Ergebnisse über die Gehirnregion der Großhirnrinde veröffentlichte wissen wir auch welche Gehirnhälfte bei bestimmten Aktivitäten dominiert.

Wenn wir also mit beiden Gehirnhälften „arbeiten“ können wir uns länger konzentrieren und sehr viel mehr merken.

Die linke Hälfte ist für die Logik (die Reihenfolge der Orte) zuständig und die rechte Hälfte für die Gestaltung (bildliche Verknüpfung).

Bei sturem Auswendiglernen benutzt man nur die linke Hälfte. Wenn dann aber aus Zahlen phantasiereiche Bilder werden, hat auch die rechte Hälfte zu tun. Wenn plötzlich beide Gehirnhälften benutzt werden, verdoppelt sich die Gedächtnisleistung nicht nur, nein sie potenziert sich sogar!!

Professor Clark

4. Oktober 2006

Der unheimliche Professor war der Stein des Anstosses eines jungen Studenten sich mit dem Gehirn zu befassen. Aber lesen Sie selbst.

Eine Geschichte, die Sie für den Rest Ihres Lebens nicht mehr vergessen werden.

Einmal saß ein Student ängstlich und aufgeregt an seinem ersten Tag in seiner ersten Vorlesung.

Man hatte ihn wie alle anderen Studenten dieses Kurses bereits davor gewarnt, das Professor Clark nicht nur der beste Anglistik-Professor war, den die Universität je hatte, sondern dass er auf seine Studenten von der Höhe seiner Begabung herabsah und seine geistigen Fähigkeiten dazu benutzte, um sie zu blamieren und zu verwirren. Der Professor war absichtlich zu spät gekommen – was die Spannung noch erhöhte!

Professor Clark betrat lässig schreitend den Raum und musterte die Studenten mit blitzenden Augen und einem spöttischen Lächeln auf den Lippen. Anstatt zu seinem Pult zu gehen und zur Vorbereitung der Stunde seine Papiere zu ordnen, hielt er vor dem Pult an, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und sagte mit demselben eindringlichen Blick und höhnischem Grinsen:

„Englisch, erstes Semester? Die Anwesenheitsliste …“

Dann begann er, wie eine Maschinengewehrsalve, die Namen der vor Schreck wie versteinerten Studenten zu brüllen:

„Abrahamson?“ „Hier, Sir!“

„Adams?“ „Hier, Sir!“

„Barlow?“ „Hier, Sir!“

„Bush?“ „Hier, Sir!“

„Buzan?“ „Hier, Sir!“

Als er zum nächsten Namen kam, brüllte er „Cartland“, worauf eine tödliche Stille folgte. Sein Blick wurde noch forschender, als der Professor wie ein Großinquisitor jeden einzelnen der versteinerten Studenten streng musterte, als erwarte er von ihnen, dass sie ihren – bereits identifizierten – Namen „gestehen“ sollten. Als er noch immer keine Antwort bekam, seufzte er tief und sagte doppelt so schnell, wie man normalerweise spricht:

„Cartland?.. Jeremy Cartland, Adresse: 2761 West Third Avenue; Telefonnummer: 794 6231; Geburtstag: 25 September 1941; Name der Mutter: Jean, Name des Vaters: Gordon: …. Cartland?“

Noch immer keine Antwort!

Die Stille wurde fast unerträglich, bis er sie, genau im richtigen Moment, mit gebrülltem „Abwesend!“ beendete. Und so ging der Professor ohne zu zögern die gesamte Liste durch. Immer wenn ein Student abwesend war, verfuhr er genau wie bei Cartland, wobei er jedes Mal sämtliche Daten über den Abwesenden herausbrüllte, obwohl er an diesem Tag überhaupt nicht wissen konnte, wer anwesend und wer abwesend war, und obwohl er keinen Studenten jemals vorher gesehen hatte.

Jedem in der Klasse wurde immer deutlicher bewusst, dass er über jeden von ihnen eine Reihe biographischer Einzelheiten wusste. Nachdem er die Liste mit „Zygotski?“ … „Hier, Sir!“ beendet hatte , schaute er die Studenten boshaft grinsend an und sagte: „Das heißt, das Cartland, Chapmann, Harkstone, Hughes, Luxmore, Mears und Tovey nicht anwesend sind!“ Wieder machte er eine Pause und sagte dann: „Das werde ich mir notieren … irgendwann einmal!“

Sprach´s, drehte sich um und verließ den Raum, in dem nun erschrockene Stille herrschte.

Für den faszinierten Studenten war dies einer der Augenblicke, in dem ein „unrealistischer Lebenstraum“ wahr wurde: der Traum, sein Gehirn so zu trainieren, dass es in einer Vielzahl unterschiedlicher Situationen perfekt funktioniert. Er sprang vom Sitz auf, stürmte aus dem Klassenzimmer und holte Professor Clark auf dem Flur ein. Atemlos stieß er seine Frage hervor: „Sir, wie haben Sie das geschafft?!“ „In der ihm eigenen gebieterischen Art und Weise antwortete der Professor: „Mein Sohn, weil ich ein Genie bin!“ Dabei drehte er sich wieder um und hörte nicht mehr, wie der Student murmelte: „Ja, schon, Sir- Aber trotzdem, wie haben Sie das geschafft?!“

Zwei Monate lang bedrängte er das „Genie“, das sich schließlich seiner annahm und ihm, ohne das die anderen Studenten etwas davon mitbekamen, die „Zauberformel“ übersetzte, mit der man sein Gehirn so strukturiert, dass man Gehirnleistungen vollbringen kann wie die, die an diesem denkwürdigen ersten Tag die Studenten so in Erstaunen versetzt hatte.

In den nächsten 20 Jahren verschlang der Student jedes Buch, das er über Gedächtnis, Kreativität und Funktionsweise des menschlichen Gehirns finden konnte – immer mit der Vision, eines Tages DAS Super-Memory-System zu finden, mit dem er die Gedächtnisleistung des Professors übertreffen konnte.

Der Student hieß Tony Buzan.

Er gilt als derjenige, der die Bücher zur Anleitung des Gehirns geschrieben hat. Er ist auch der „Erfinder“ der Gedächtnis-Wettkämpfe.